Die Amadeu Antonio Stiftung (AAS) bietet seit Februar 2023 unter www.antifeminismus-melden.de die Möglichkeit, antifeministische Übergriffe zu melden. Mit dem Portal wurde eine Anlaufstelle für Betroffene geschaffen. Die anonymisierten Daten ermöglichen zudem ein Monitoring geschlechtsbezogener digitaler Gewalt – mit dem Ziel, mehr Wissen zu dieser Form von Gewalt zu sammeln. Diese Maßnahmen setzen zentrale Handlungsempfehlungen des Dritten Gleichstellungsberichtes der Bundesregierung um. Jetzt wurden das Portal und die AAS selbst Zielscheibe von Hass und Falschmeldungen.
Wissen zu Antifeminismus hilft Opfern von Hassgewalt
Empfehlungen des Dritten Gleichstellungsberichts
Nachdem die Meldestelle online ging, war die Aufregung bei einigen Medien groß: Es war u. a. die Rede davon, die Stelle ebne „einer Kultur der Denunziation den Weg“ (Augsburger Allgemeine). „Der Spiegel“ behauptete, es werde „mit staatlicher Hilfe eine Liste mit Meinungen erstellt, die aus dem öffentlichen Diskurs herausgedrängt werden sollten“ (Spiegel). Auf Twitter ist in diesem Zusammenhang das Wort „Stasi“ zu lesen. Tatsächlich soll das Portal eine Anlaufstelle für Betroffene sein, Erfahrungen sichtbar machen und Unterstützungsangebote vermitteln. Eine weitere Aufgabe ist es, Erscheinungsformen von Antifeminismus abzubilden. Daher werden Fälle anonymisiert dokumentiert, Namen und personenbezogene Daten werden nicht gespeichert oder weitergegeben.
Die Rede von einer vermeintlichen Denunziation zeugt von einer Sichtweise, der es nicht um die Opfer von Antifeminismus geht, sondern um diejenigen, die sich eventuell antifeministisch äußern könnten. Eine solche Perspektive verstellt den Blick darauf, dass Antifeminismus ein Problem ist, unter dem Menschen konkret leiden. Denn seit langer Zeit gibt es im Netz auf antifeministischen Portalen Namenslisten mit Personen, die sich für Geschlechtergerechtigkeit engagieren. Das demokratische Recht dieser Menschen, sich öffentlich zu äußern, wird durch antifeministischen Hass und Drohungen eingeschränkt. Genau deshalb bietet die AAS auf Wunsch auch Beratung für die von Hass Betroffenen an – auch dies eine Empfehlung der Sachverständigen des Dritten Gleichstellungsberichts.
Das Sachverständigengutachten befasst sich im Zusammenhang mit digitaler Gewalt u. a. mit antifeministischen Vorfällen (S. 197f.). Dazu gehören Hass gegen Feminist*innen, queere Menschen, Frauen, trans* Personen und andere, die sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Die Sachverständigen stellen fest: „Es besteht (…) großer Forschungsbedarf, um die Ursachen, die Erscheinungsformen und die Verbreitung geschlechtsbezogener digitaler Gewalt zu erfassen und um Handlungsstrategien zum Schutz der Betroffenen zu entwickeln.“ (S. 206)
„www.antifeminismus-melden.de“ ist Teil des Verbundprojekts „Antifeminismus begegnen – Demokratie stärken“ und wird von der AAS, dem Gunda-Werner-Institut und Dissens e. V. (Institut für Bildung und Forschung) betrieben.
Weitere Informationen
Amadeu Antonio Stiftung: Antworten auf Vorwürfe gegen Meldestelle Antifeminismus
taz.de: Projekte gegen Antifeminismus: Vernetzen, melden, wehrhaft sein